Sehr geehrte Patientin,
liebe werdende Mutter,
die Zeit der Schwangerschaft ist eine spannende und erwartungsvolle Zeit voll Freude und intensiver Erfahrungen.
Es ist ein besonderes Ereignis in Ihrem Leben und Sie fragen sich auch:
Was kann ich tun, damit mein Kind gesund zur Welt kommt?
Es kommen viele neue Dinge auf Sie zu und es stellen sich viele Fragen zu der Entwicklung Ihres Kindes.
Mit dieser Information möchten wir Ihnen wissenswerte Erklärungen und praktische Hinweise an die Hand geben,
die Sie über den Ablauf Ihrer Schwangerschaftsbetreuung in unserer Praxis aufklären.
Lesen Sie die folgenden Informationen in aller Ruhe durch und nutzen Sie
diese bitte auch über die gesamte Schwangerschaft als nützlichen Ratgeber.
Die gesetzlich vorgegebenen Mutterschaftsrichtlinien
bieten Ihnen ein breites Angebot für medizinisch notwendige Leistungen. Dieses Vorsorgeprogramm nützt Ihnen und Ihrem Baby allerdings nur dann, wenn Sie es regelmäßig in Anspruch nehmen. Kontinuierliche Untersuchungen sind die Voraussetzung dafür, Schwangerschaftsrisiken so schnell wie möglich zu erkennen und zu behandeln.
Darüber hinaus können jedoch weitere Untersuchungen und Maßnahmen sinnvoll und wünschenswert sein. Dadurch können wir Ihrem verständlichen Bedürfnis nach höchstmöglicher Sicherheit nachkommen.
Nachdem wir bei Ihnen eine Schwangerschaft festgestellt haben, erfolgt nun eine Reihe von Untersuchungen:
Frauenärztliche Untersuchung
Diese wird zunächst in ca. 4-wöchigem Abstand und später, angepasst an den Schwangerschaftsverlauf, in kürzeren Intervallen durchgeführt.
Bei der Erstuntersuchung erfolgt neben einer ausführlichen Anamnese die Untersuchung von Scheide und Gebärmutter.
Die folgenden Untersuchungen werden bei den Vorsorgeterminen regelmäßig durchgeführt:
- Blutdruckmessung
- Urinuntersuchung
- Gewichtskontrolle
- Hämoglobinbestimmung – Eisenwert, abhängig vom letzten Befund
Ausschluss Chlamydieninfektion
Im Rahmen der Erstuntersuchung wird auch eine genitale Chlamydia trachomatis Infektion ausgeschlossen. Die Untersuchung wird an einer Urinprobe mittels eines Nukleinsäure-amplifizierenden Tests (NAT) durchgeführt. Chlamydien können zu vorzeitigen Wehen oder gar einer Fehlgeburt führen.
Blutuntersuchungen
Zu Beginn der Schwangerschaft erfolgen die Bestimmung der Blutgruppe und des Rhesusfaktors sowie die Durchführung eines Antikörpersuchtestes, um gegebenenfalls eine Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Ihnen und Ihrem Kind frühzeitig festzustellen. Dieser Antikörpersuchtest wird zwischen der 24. und 27. SSW wiederholt. Falls bei Ihnen das Blutgruppenmerkmal ,,Rhesus negativ“ festgestellt wurde, erhalten Sie zwischen der 28. und 30. SSW eine Spritze, um einer möglichen Unverträglichkeit vorzubeugen.
Gesetzlich vorgeschrieben sind ferner ein Suchtest auf Geschlechtskrankheiten (Lues Suchreaktion – LSR) und ein Test auf „Röteln-Antikörper“, sofern nicht zwei Impfungen oder spezifische Antikörper nachgewiesen werden. Dies ist wichtig, da eine Infektion mit dem Rötelnvirus in der Schwangerschaft zu Fehlbildungen bei Ihrem Kind führen kann.
Wir möchten Ihnen empfehlen, zusätzlich auch eine Untersuchung auf HIV (AIDS Virus) durchführen zu lassen.
Nach der 32. SSW wird nochmals eine Blutentnahme durchgeführt, die eine eventuell bestehende Infektion mit dem Hepatitis B Virus aufdecken soll. Eine solche Infektion könnte unter der Geburt zu einer Ansteckung Ihres Kindes führen.
Ernährungsberatung
In die ärztliche Beratung zu Beginn Ihrer Schwangerschaft werden auch Empfehlungen zur gesunden Ernährung einbezogen. Dies dient Ihrer eigenen Gesundheit sowie der optimalen Entwicklung Ihres Kindes. Grundlage hierfür ist die Tatsache, dass in der Schwangerschaft für bestimmte Mikronährstoffe wie z. B. Folsäure, Jod, Eisen, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren ein erhöhter Bedarf besteht. Ernährungsberichte und Befragungen bei Frauen im gebärfähigen Alter zeigen eine deutliche Unterversorgung gerade mit diesen für die Entwicklung Ihres Kindes wichtigen Substanzen. Andererseits kann eine übermäßige Gewichtszunahme durch kalorienreiche Nahrung das Risiko für Erkrankungen in der Schwangerschaft wie Diabetes und Bluthochdruck begünstigen. Auch über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Kariesrisiko werden Sie aufgeklärt.
Screening auf Schwangerschaftsdiabetes
Der Zuckertest wird zwischen der 24+0 und 27+6 Schwangerschaftswoche angeboten. Wenn Sie sich dafür entscheiden, machen Sie zunächst einen Vortest, bei dem Sie ein Glas Wasser mit 50 Gramm Zucker (nicht nüchtern) trinken. Wird in diesem Vortest ein erhöhter Wert gefunden, dann erfolgt zeitnah ein zweiter Diagnosetest, der aufwändiger ist. Dabei müssen Sie nüchtern sein, das heißt mindestens 8 Stunden nichts gegessen oder getrunken haben. Hierzu wird Ihnen jeweils Blut aus einer Armvene abgenommen. Mögliche Folgen eines Schwangerschaftsdiabetes sind Geburtskomplikationen durch ein oft sehr großes Kind, Anpassungsstörungen des Neugeborenen und körperliche Beeinträchtigungen der Mutter.
Ultraschall-Untersuchungen
Dreimal während der Schwangerschaft ist eine Beurteilung der kindlichen Entwicklung per Ultraschall vorgesehen:
- Basisultraschall 09. – 12. SSW:
mit Feststellung der Schwangerschaftswoche - Basisultraschall 19. – 22. SSW:
mit Organscreening - Basisultraschall 29. – 32. SSW:
zum Ausschluss einer kindlichen Wachstumsverzögerung
Mit Hilfe dieser Ultraschalluntersuchungen können in vielen Fällen eventuelle schwere Entwicklungsstörungen des Kindes frühzeitig bemerkt werden. Somit kann im Bedarfsfall eine spezialisierte Diagnostik eingeleitet und eine notwendige Therapie begonnen werden. Hierbei sehen die Mutterschaftsrichtlinien weitere medizinisch begründete Untersuchungen vor.
Erweitertes Spektrum
Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen im Schwangerschaftsverlauf bei Verdacht auf und zum Ausschluss fetomaternaler Pathologie
Kaum eine andere medizinische Methode ist in ihrer Wirkung so gründlich untersucht wie der geburtshilfliche Ultraschall („evidence based medicine“).
Nach Aussage weltweit führender Sonografie-Experten besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen einer höheren Anzahl von Ultraschalluntersuchungen und dem positiven Ausgang der Schwangerschaft. Außerdem ist die Sonografie eine beliebte Methode für werdende Eltern, sich vom Wohlbefinden und dem Wachstum des Kindes zu überzeugen und schon vor der Geburt eine intensive Bindung zum Kind aufzubauen.
Ärztlich sind wir vom Nutzen zusätzlicher Ultraschalluntersuchungen bei Verdacht auf und zum Ausschluss fetomaternaler Pathologien absolut überzeugt und sind dankbar diese Untersuchungstechnik sehr unkompliziert in unserer Praxis einsetzen zu können.
3D-/4D - Ultraschall
In unserer Praxis besteht die Möglichkeit Ultraschall in 3D- bzw. 4D durchzuführen. Das Kind kann plastisch auch in seinen Bewegungen dargestellt werden. 3D- und 4D Ultraschall kann zur Diagnostik und zum Ausschluss fetaler und plazentarer Auffälligkeiten herangezogen werden kann.
Ersttrimester- Screening (Nackenfaltenmessung und mütterliche Laborparameter)
Der Begriff NT (Nackentransparenz, engl. Nuchal Translucency) beschreibt eine unter der Haut gelegene Flüssigkeitsansammlung zwischen Haut und Weichteilgewebe im Bereich des kindlichen Nackens. Mit der Messung der NT zwischen der 11+0 und 13+6 Schwangerschaftswoche (bzw. 45-84 mm Scheitelsteißlänge) soll beurteilt werden, ob ein statistisch erhöhtes Risiko vorliegt für ein Kind mit einer Trisomie 21 (Down-Syndrom), einer Trisomie 18 (Edwards-Syndrom) bzw. einer Trisomie 13 (Pätau-Syndrom). Führt man in allen Fällen mit einer NT oberhalb der 95. Perzentile eine Chromosomenanalyse durch, werden rund 75% der Schwangerschaften mit einer Trisomie erkannt. Eine differenziertere Risikoanalyse unter Berücksichtigung von Alter und Vorgeschichte kann die Erkennungsrate auf über 80% erhöhen. In Kombination mit zwei biochemischen Laborwerten (PAPP-A und freies ß-hCG) im mütterlichen Blut wird die Entdeckungsrate nochmals um 10% auf 90% erhöht.
Das Risiko für derartige Trisomien steigt mit dem Lebensalter der Schwangeren an.
Eine verbreiterte NT findet sich überdurchschnittlich häufig aber auch bei Kindern mit einem Herzfehler oder einer Vielzahl anderer, in der Literatur beschriebener Erkrankungen (z.B. Skelettauffälligkeiten und Stoffwechselstörungen), so dass bei unauffälliger Chromosomenanalyse eine frühe Organdiagnostik (Feinultraschall) und detaillierte Untersuchung des Herzens (fetale Echokardiographie) veranlasst werden können.
Die erforderliche Software-Lizenz für die Risikoanalyse wird nur den Untersuchern zur Verfügung gestellt, die von der Fetal Medicine Foundation Deutschland zertifiziert sind.
Sollte sich ein erhöhtes Risiko ergeben, so werden wir zusammen mit Ihnen besprechen, ob und in welcher Form eine weiterführende direkte und ggf. invasive Diagnostik erfolgen soll. In dieser Beratungssituation gehen wir uns dabei immer auf Ihre individuellen Vorstellungen und Wünsche ein.
Sie finden weitere Informationen unter www.fmf-deutschland.info.
Harmony-Test (Nicht-Invasiver Pränatal Test NIPT)
Beim Harmony® Test handelt es sich um einen nicht-invasiven pränatalen Screeningtest (NIPT) auf numerische Chromosomenstörungen. Er zeichnet sich durch eine besonders gute klinische Validierung und hohe Zuverlässigkeit aus.
In zahlreichen klinischen Studien, durchweg in hochkarätigen Zeitschriften publiziert, konnte die hohe Zuverlässigkeit des Harmony® Tests belegt werden. Fasst man alle publizierten Studien an weit über 100.000 Einlingsschwangerschaften zusammen, erreicht der Harmony® Test für die Trisomie 21 eine Detektionsrate von 99,5 %.
In einer der größten Studien zur Leistungsfähigkeit eines nicht-invasiven Pränatal Test (NIPT) in einem unselektierten Patientenkollektiv im direkten Vergleich mit dem Ersttrimester-Screening konnten aufgrund der hohen Fallzahl exakte Daten über die Falsch-Positiv-Rate des Harmony® Tests ermittelt werden2. Die Studie wurde an 18.955 Schwangerschaften mit normalem Risiko in 35 Zentren in den USA, Kanada und Europa mit dem Harmony® Test durchgeführt. Diese mit der früheren Version des Harmony® Tests (next generation sequencing) ermittelten Daten sind auf die neue, Microarray-basierte Version des Harmony® Tests voll übertragbar, da diese eine noch höhere Präzision aufweist 3. In einer neueren Studie für den Harmony® Test mit Microarray-Technologie wurden >99% aller Trisomie-21-Fälle, alle auswertbaren Trisomie-18-Fälle sowie alle Trisomie-13-Fälle korrekt erkannt. Es gab keine falsch-positiven Ergebnisse.
Toxoplasmose
Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die durch Toxoplasmen ausgelöst wird. Diese werden von Katzen im Garten und über die Nahrung übertragen – vor allem durch rohe Fleischprodukte (z. B. Tatar) und ungewaschenes Obst oder Gemüse.
Bei gesunden Menschen verläuft die Erkrankung unbemerkt oder harmlos, wie eine leichte Erkältung. Etwa die Hälfte aller 40-jährigen Menschen war schon an Toxoplasmose erkrankt; die meisten sind danach immun.
Hat eine Frau vor der Schwangerschaft bereits eine Infektion überstanden, ist auch ihr ungeborenes Kind vor Ansteckung geschützt.
Erkrankt eine werdende Mutter während der Schwangerschaft, können die Toxoplasmen auf das Ungeborene übertragen werden. Die Infektion kann milde verlaufen – aber auch zu schweren Schädigungen und sogar zur Fehlgeburt führen.
Wird eine Infektion während der Schwangerschaft frühzeitig entdeckt, ist eine erfolgreiche Behandlung (vor allem mit Antibiotika) möglich.
Vorsicht bei rohen Genüssen: Waschen Sie Obst, Salat und Gemüse vor dem Verzehr sorgfältig. Essen sie keine geräucherten Wurst- oder Fleischwaren (roher Schinken), sondern nur gut durchgegarte Fleischprodukte und Wurst. Das gilt sowohl für gekochtes als auch für gebratenes Essen.
Waschen Sie sich die Hände gründlich mit Seife – zum Beispiel nach der Arbeit in der Küche oder Garten und vor jedem Essen. Das ist besonders dann wichtig nach dem Kontakt mit rohem Fleisch.
Meiden Sie einen engen Kontakt mit Katzen während der Schwangerschaft. Bitten Sie Familie, Katzentoiletten und Näpfe für Sie adäquat zu reinigen.
Ein einfacher Bluttest zeigt, ob Sie schon eine Toxoplasmose-Erkrankung durchgemacht haben und daher immun sind.
Zytomegalie
Die Zytomegalie (CMV) ist eine Virus-Erkrankung. Für gesunde Erwachsene ist sie ungefährlich.
Zytomegalie ist hoch ansteckend. Verbreitet wird das Zytomegalievirus durch Speichel, Urin, Tränen, Sperma usw. (Schmierinfektion) und daher vor allem über Kontakt zu kleinen Kindern sowie über Sexualpartner. Jeder zweite Mensch in Europa steckt sich an.
Die meisten bemerken die Infektion überhaupt nicht. Andere haben geringe Beschwerden, z. B. geschwollene Lymphknoten, Kopf- und Gliederschmerzen, leichtes Fieber.
Eine Impfung gibt es nicht. Während der Schwangerschaft ist die Zytomegalie die häufigste Ansteckungskrankheit. Bei der Mutter verläuft sie meist harmlos. Oft wird sie mit einer Erkältung verwechselt.
Ein einfacher Bluttest zeigt, ob Sie schon eine Zytomegalie-Infektion durchgemacht haben. Bei negativem Testergebnis, d.h. wenn Sie nicht immun sind, ist zu diskutieren, ob der Bluttest im 2. Trimenon bzw. nach 8 Wochen wiederholt werden sollte.
Listerien
Werdende Mütter achten oft besonders genau darauf, was sie essen. Was von Außenstehenden manchmal als übervorsichtig bezeichnet wird, ist in einigen Fällen berechtigt – gerade bei tierischen Produkten. Unter anderem können sich hier die sogenannten Listerien tummeln. Dies ist eine widerstandsfähige Bakterienart, die in Lebensmitteln wie Rohmilchkäse, rohem Fleisch oder Fisch vorkommen kann. Sie ist verantwortlich für die Infektionskrankheit Listeriose.
Listeriose kommt deutschlandweit sehr selten, etwa 300 bis 600 Mal im Jahr, vor. Etwa 10 % der Erkrankungen treten innerhalb der Schwangerschaft auf. Die Erreger Listerien sind fast überall auf der Welt zu finden: Sie leben in der Erde und auf Pflanzen, in Abwässern, in landwirtschaftlichen Bereichen, sind in Tierfutter, Tierkot und sogar im Stuhl von gesunden Menschen.
Menschen mit einem gesunden Immunsystem können Listerien meist nichts anhaben. Versteckt in unserer Nahrung können sie aber nach Verzehr im Menschen eine Listeriose mit grippeähnlichen Symptomen auslösen. Diese kann einhergehen mit Durchfall, Erbrechen, Fieber oder Muskelschmerzen. In vielen Fällen verläuft sie auch fast symptomlos. Erkrankt allerdings eine Schwangere, kann dies das ungeborene oder neugeborene Kind gefährden.
Der Erreger gelangt vor allem bei der Gewinnung und Verarbeitung von tierischen Produkten in unsere Nahrung. Manche Nahrungsmittel werden so verabreicht, dass Bakterien nicht abgetötet werden können, weil sie nicht ausreichend erhitzt werden. Ein Risiko stellen daher Rohmilch, Rohmilcherzeugnisse, Weichkäse, rohes oder halbrohes Fleisch und Fisch dar. Sehr selten sind auch pflanzliche Lebensmittel wie Salate, Obst und Gemüse von außen mit Listerien kontaminiert.
Listeriose wird durch den Verzehr von mit Listerien verunreinigten Nahrungsmitteln ausgelöst.
Erkrankt eine Schwangere an Listeriose, kann sich der Erreger auf das Kind im Mutterleib übertragen. Ein Übertragungsrisiko besteht auch während der Entbindung und nach der Geburt durch direkten Kontakt.
Haben sich Listerien während der Schwangerschaft auf das Ungeborene übertragen, besteht die Gefahr einer Früh- oder Totgeburt.
Kommt das Kind mit Listerien infiziert auf die Welt, können Früh- oder Spätinfektionen eintreten. Frühinfektionen brechen in der 1. Lebenswoche aus. Hier drohen eine Blutvergiftung, Lungenerkrankungen und Hautschädigungen. Bei Spätinfektionen, also beim Auftreten von Symptomen ab der 2. Lebenswoche, kann eine Hirnhautentzündung die Folge sein.
Auch nach der Geburt besteht weiterhin ein Infektionsrisiko: Mindestens 7 bis 10 Tage nach der Entbindung scheidet die Mutter über Urin und Sekrete noch die Erreger aus. Der Stuhl ist noch über mehrere Monate mit den Bakterien infiziert. Für diese Zeit besteht weiter ein Ansteckungsrisiko für das Neugeborene.
Eine Impfung gegen Listeriose gibt es derzeit nicht. Durch eine Laboruntersuchung kann festgestellt werden, ob Sie mit Listerien infiziert sind. Listeriose ist mit Antibiotika therapierbar, auch während der Schwangerschaft.
B- Streptokokken
B-Streptokokken sind Bakterien, die bei bis zu 30 % bis 40 % aller schwangeren Frauen im Geburtskanal oder im Darm vorkommen. Meist bemerken die betroffenen Frauen die Besiedlung mit Bakterien überhaupt nicht. Gelegentlich treten Infektionssymptome auf, zum Beispiel in der Scheide oder an den Harnwegen.
Für das ungeborene Kind sind B-Streptokokken zunächst ungefährlich: Es wächst in der Fruchtblase gut geschützt heran.
Während der Geburt können B-Streptokokken auf das Kind übertragen werden. In diesem Fall droht eine Blutvergiftung oder schwere Infektionen der Lunge bzw. der Hirnhaut. Das Nervensystem kann dauerhaft geschädigt werden.
Getestet werden sollte ab der 34. Schwangerschaftswoche. Ein früherer Test ist nicht sinnvoll, da sich danach noch B-Streptokokken ansiedeln können.
Mit einem einfachen schmerzlosen Abstrich aus der Scheide werden Proben entnommen und im Labor untersucht.
Werden Bakterien nachgewiesen, tragen wir den Befund in den Mutterpass ein. Bitte weisen Sie zusätzlich auf das Testergebnis hin, wenn Sie zur Geburt in die Klinik kommen.
In der Geburtsklinik erhalten Sie ein Antibiotikum unter der Geburt. Das Medikament verhindert, dass sich das Baby während der Geburt infiziert.
Ringelröteln
Die Ringelröteln sind eine meist harmlose Kindererkrankung, die durch das Parvovirus B19 verursacht wird. Das hoch ansteckende Virus wird durch eine Tröpfcheninfektion, z.B. beim Husten oder Niesen, verbreitet – selten auch über Blut oder andere Körperflüssigkeiten. Vom Infektionszeitpunkt bis zum Ausbruch der ersten Symptome vergehen meist 1 – 2 Wochen.
Manchmal bleibt die Erkrankung unbemerkt. Oft aber fühlen sich die Betroffenen abgeschlagen, haben Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Fieber. Danach entwickelt sich ein typischerweise im Gesicht beginnender und anschließend auf Arme und Beine ausbreitender, girlandenförmiger, juckender Hautausschlag.
Ist die Krankheit ausgebrochen, kann sie nur lindernd behandelt werden. Mittel gegen Fieber und Juckreiz können eingesetzt werden.
Bereits eine Woche vor Ausprägung des Ausschlags können die an Ringelröteln Erkrankten das Virus auf andere Personen übertragen. Die Ansteckungsgefahr endet in der Regel eine Woche nach Ablassen des Hautausschlages.
Bei Kindern und auch bei Erwachsenen verläuft die Krankheit meist ohne Komplikationen. In seltenen Fällen, insbesondere wenn immungeschwächte oder schwangere Frauen infiziert werden, kann es zu Komplikationen kommen.
Problematisch sind die Ringelröteln in der Schwangerschaft. In jedem dritten Fall wird die Infektion auf das Ungeborene übertragen. Mögliche Folgen für das Kind sind Herzprobleme, Ödeme und lebensgefährliche Blutarmut. Eine Infektion vor der 20. Schwangerschaftswoche kann sogar zu einer Fehlgeburt führen. Ein Bluttest gibt Sicherheit. Hatten Sie bereits Ringelröteln, sind Sie und Ihr Baby vor einer Ansteckung sicher. Schwangere sollten deshalb bei Bekanntwerden der Schwangerschaft prüfen lassen, ob sie Antikörper im Blut haben – also schon einmal eine Infektion durchgemacht haben und somit gegen eine erneute Erkrankung immun sind.
Besteht kein Schutz durch Antikörper, ist es ratsam sich vorsorglich von infizierten Kindern fernzuhalten, da dies die einzige Möglichkeit ist einer Infektion mit Ringelröteln vorzubeugen. Am häufigsten erfolgt die Übertragung auf eine Schwangere durch Kinder im familiären Umfeld oder in Gemeinschaftseinrichtungen wie z. B. Kindergärten oder Kinderkrippen.
Eine Impfung gegen Ringelröteln gibt es derzeit nicht.
Windpocken
Fällt das Stichwort Windpocken, denken die meisten von uns sofort an ihre Kindheit. Der Grund liegt auf der Hand: Über 90 % aller Erwachsenen sind im Kindesalter am Windpocken(Varizellen-)Virus erkrankt. Wer sich einmal mit Windpocken ansteckt ist normalerweise lebenslang immun gegen den Erreger – daher sind Erwachsene selten von der Krankheit betroffen.
Der Erreger der Windpocken ist das Varizella-Zoster-Virus. Es überträgt sich vorwiegend durch Tröpfcheninfektion, z. B. über Speichel oder die Augenflüssigkeit. Das typische Symptom des Windpocken-Virus ist ein stark juckender, roter Hautausschlag, der sich über den gesamten Körper ausbreitet. Dabei bilden sich kleine Blasen, die nach einiger Zeit aufplatzen und verkrusten.
Doch für Kinder wie Erwachsene gilt: Wer sich noch nicht mit Windpocken infiziert hat oder geimpft ist, ist nicht dagegen geschützt. Zwar sind Windpockenerkrankungen in der Schwangerschaft selten, doch können bei der Mutter schwere Krankheitsverläufe mit Komplikationen die Folge sein.
Das Windpocken-Virus kann das ungeborene Kind schädigen und zur Fehlgeburt führen. Auch das Neugeborene ist in den ersten Lebenstagen gefährdet.
Mit einer vorausschauenden Vorsorge schützen sie sich und ihr Kind vor diesem Risiko.
Für Menschen, die bereits eine Vorerkrankung mit Windpocken hatten oder geimpft sind, ist das Virus ungefährlich. Während Windpocken bei kleinen Kindern meist harmlos verlaufen, ist der Krankheitsverlauf bei Erwachsenen häufig schwerwiegender.
Die meisten Schwangeren sind durch eine Vorerkrankung in ihrer Kindheit immun gegen den Erreger. Doch jeder 20. Frau fehlt dieser Immunschutz. Für sie gilt: Eine Ansteckung kann schwerwiegende Folgen für die Gesundheit des Kindes haben.
In der Schwangerschaft gibt es zwei besondere Risikophasen: die frühe und die späte Phase. Eine Ansteckung in der frühen Phase, bis etwa zur 23. Woche, kann beim Neugeborenen Hautnarben, ein geringes Geburtsgewicht oder körperliche Schäden zur Folge haben. Charakteristisch sind Fehlbildungen der Gliedmaßen, der Augen, des Gehirns und der Haut. Häufig kommt es zur Fehlgeburt.
Daneben besteht ein weiteres Risiko in der späten Phase der Schwangerschaft, einige Tage vor und nach der Geburt. In dieser Situation hat das Kind keinen Immunschutz. Es kann zu Lungenentzündungen kommen, die lebensbedrohlich für das Neugeborene sein können. Hier nimmt die Infektion für etwa ein Drittel der Kinder sogar tödlichen Verlauf.
Möchten Sie sich sicher sein, dass Ihr ungeborenes Kind keiner Bedrohung durch Windpocken ausgesetzt ist? Antwort gibt ein einfacher Bluttest.
Eine Schutzimpfung gegen Windpocken für Kinder und Erwachsene enthält eine abgeschwächte und ungefährliche Variante des Windpocken-Virus und ist daher gut verträglich.
Nichtgeschützte Schwangere sollten den Kontakt mit Patienten unbedingt meiden, die an Windpocken oder Gürtelrose erkrankt sind!